November 2023

So12nov19:0020:00Kammeroper - Des Bösen gelbe Schwefellichter19:00 - 20:00 RuhrKultur

Information

Eine Kammeroper als musikalischer Stolperstein zum Gedenken an die Pogromnacht am 9.11.1938, am Beispiel der Stadt Hattingen,
von Bernd Johannes Wolf

Das für das Hattinger Gedenken zum 85. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 entstandene Musiktheaterstück „Des Bösen gelbe Schwefellichter“ des Hattinger Komponisten Bernd Johannes Wolf hat den Ansatz, das Gedenken einmal mit den Mitteln des Musiktheaters zu gestalten. Das Werk führt im Untertitel die Bezeichnung „eine Kammeroper als musikalischer Stolperstein“ – ein direkter Verweis auf die Aktion der Verlegung von Gedenksteinen vor den früheren Wohnungen von NS-Opfern: Erst durch die Erinnerung an persönliche Schicksale wird die Vergangenheit zur „Parabel für die Gegenwart“ (Zitat Udo Zimmermann, Komponist der Kammeroper „Weiße Rose“).

Eine Kammeroper (als Genre eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts) bietet die Möglichkeit, in stark reduzierter und intimer Form, aber dennoch expressiv mit musikdramatischen Mitteln Inhalte zu transportieren. So gibt es in dem Werk von Bernd Johannes Wolf keine stringente Handlung, wenn auch die Einzelszenen und Einschübe als roter Faden immer inhaltlich aufeinander bezogen sind. Indem die Gesangsolistinnen (Sopran und Mezzosopran) und der Gesangssolist (Bass/Bariton) jeweils verschiedene Rollen übernehmen, obliegt es ihnen, verbunden mit einem jeweils charakterisierenden Sprach- und Vokalduktus, die ergreifenden persönlichen Erinnerungen Betroffener an die traumatischen Erlebnisse mit der Aggression des staatlich orchestrierten, keinesfalls spontanen „Volkszorns“ sowie mit Gleichgültigkeit und Empathielosigkeit zu kontrastieren. Dem Libretto liegen hier ausdrucksstarke Dokumente aus dem Hattinger Stadtarchiv zugrunde. Die für die Einschübe gewählten äußerst eindrücklichen Texte der Dichterin Nelly Sachs (der Titel von Wolfs Komposition entstammt einem ihrer hier vertonten Texte) sind Kommentar und Verstärkung zugleich. Der instrumentale Klangkörper, bestehend aus einer solistischen Besetzung mit jeweils drei Holzblas- und Streichinstrumenten plus Klavier und Schlagwerk, wirkt reflektierend und kommentierend, und schafft durch illustrative Stimmungen Raum für Assoziationen.

Kirche in Winz-Baak – Ev. Kirchengemeinde Winz-Baak
Schützstraße 2, 45529 Hattingen

 

Der Komponist:

Bernd Johannes Wolf

Foto: Nicolas Streblow

Bernd Johannes Wolf, geb. 1957, studierte in Bochum (Musikwissenschaft / Anglistik) und Köln, ergänzt durch einen einjährigen Studienaufenthalt in Schottland. Wichtige Impulse zum Komponieren empfing er während des Studiums durch Prof. Dr. Henning Frederichs. Neben seiner Tätigkeit als Schulmusiker an einem Gymnasium (bis 2020) ist Bernd Wolf als Gitarrist und Kontrabassist bis heute in Konzerten und auf Konzertreisen (innerhalb und außerhalb Europas) verschiedener Orchester sowie diverser Ensembles der Bereiche Kammermusik und Jazz in Erscheinung getreten.

Als Komponist deckt Bernd Johannes Wolf mit seinen Werken eine Spannbreite von Kammermusik, über Liedkompositionen, bis hin zu großer Orchesterbesetzung ab. Einige seiner Werke sind beim Musikverlag edition49 im Druck veröffentlicht.

Bei seinen Auftritten als Jazzmusiker hatte Bernd Wolf im Laufe der Jahre Gelegenheit zur musikalischen Zusammenarbeit mit namhaften Musikern wie Herb Geller (LP „Hot House“), Gerd Dudek, Lee Harper, Frank Wunsch, Matthias Nadolny, Jona Kümper, Michael Peters, Ilona Haberkamp und anderen.

Während seiner musikpädagogischen Laufbahn lag über 25 Jahre lang ein für ihn bedeutsamer Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Internationalen Musikaustausch, um jungen Musikerinnen und Musikern aus verschiedenen Ländern zu ermöglichen, sich ohne Barriere musikalisch zu begegnen. Bernd Wolf ist u.a. Mitglied der „Rhein-Ruhr Philharmonie“, der Lehrer-Big Band NRW sowie einer der ständigen Dirigenten des 2003 von ihm mitbegründeten Kreissinfonieorchesters des Ennepe-Ruhr-Kreises.

www.bernd-johannes-wolf.de

 

Die Gesangssolisten:

Inga Balzer-Wolf

Foto: Steffi Atze

Die Sopranistin Inga Balzer-Wolf (geb. 1993) studierte in Detmold, München und Düsseldorf bei Prof. Anja Paulus und Prof. Lars Woldt. 2021 schloss sie ihren Master of Music mit Bestnote ab. Auf dem Konzertpodium führen Auftritte als Solistin sie u.a. in die Philharmonie im Gasteig München, das Konzerthaus Dortmund, die Philharmonie Essen oder auch in den Berliner Dom.

Mit dem Pianisten Tilman Wolf gestaltet sie regelmäßig Liederabende, deren Schwerpunkt auf dem Repertoire der Romantik bis hin zur Moderne liegt. Gemeinsam gewannen sie den Exil.arte Preis beim internationalen Interpretationswettbewerb für verfemte Musik 2020. Inga Balzer-Wolf war bereits an zahlreichen Uraufführungen beteiligt. Im Bereich Musiktheater trat sie u.a. bei der Münchner Biennale 2018 und bei der Ruhrtriennale 2022 sowie am Theater Koblenz (1. Blumenmädchen in „Parsifal“ / Sharon Graham in „Meisterklasse“) in Erscheinung. Als Ensemblesängerin ist die junge Sopranistin regelmäßig mit den Rundfunkensembles des SWR, MDR und WDR sowie beim Chorwerk Ruhr und im Kammerchor Stuttgart zu hören.  Zentrale Impulse erhielt sie im Unterricht und in Meisterkursen bei Philippe Jaroussky, Anne Schwanewilms, Salome Kammer, Hans Eijsackers und Anne Kohler (Ensembleleitung). Diese breitgefächerte Ausbildung (sie hat noch zusätzlich einen Bachelor-Abschluss in Schulmusik) ermöglicht ihr neben der Tätigkeit als Sopranistin auch die Arbeit in den Bereichen Musikvermittlung, Chorleitung und Stimmbildung. Inga Balzer-Wolf wurde mit dem Leistungsstipendium des Studienfonds OWL ausgezeichnet, war 2020/21 Stipendiatin und Akademistin des WDR-Rundfunkchores und erhielt Förderungen der Stadt Essen, des Landes NRW sowie des Deutschen Musikrates.

www.inga-balzer.de

 

Charlotte Stoppelenburg

Foto: Esther Visser

Die Alt-/Mezzosopranistin Charlotte Stoppelenburg stammt aus einer Musikerfamilie. Die Ausgewogenheit ihrer Stimme bildet die Grundlage für ihr genreübergreifend breitgefächertes Repertoire, das den Bogen von Alter Musik – sie ist etwa eine vielgefragte Solistin in Bach-Kantaten und Passionen – bis zur zeitgenössischen Musik spannt. Nach ihrem Studium in Utrecht und Köln wurde und wird sie regelmäßig als Solistin nach Deutschland eingeladen und tritt in fast allen großen Konzertsälen ihres Heimatlandes, den Niederlanden, auf. Sie war mehrfach als Solistin beim WDR-Rundfunkorchester und beim Gürzenich-Orchester in Köln zu Gast, wo sie u.a. 2007 bei der Musiktriennale Berios “Folk Songs“ aufführte. In einer Aufführung des Apollo Chorus von Händels “Messiah“ im Chicago Symphony Center sang Charlotte Stoppelenburg die Solo-Altpartie. Im Duo mit ihrer Schwester, der Sopranistin Josefien Stoppelenburg, gewann sie schon früh den Prinses Christina Concours und war häufig im niederländischen Rundfunk und Fernsehen zu hören. Beide Schwestern sind auch Bestandteil des Ensembles “Brothers and Sisters“ mit dem Klavierduo Martijn und Stefan Blaak. Ihre Affinität zur Musik unserer Zeit führte Charlotte Stoppelenburg zur Zusammenarbeit mit vielen niederländischen und deutschen Komponisten. Sie hat außerdem einen Abschluss in deutscher Sprache und Literatur von den Universitäten Utrecht und Amsterdam. Kürzlich veröffentlichte sie ihr erstes Kinderbuch mit Illustrationen ihrer Schwester Josefien.

www.charlottestoppelenburg.com

 

Martin Wistinghausen

Foto: Christian Palm

Martin Wistinghausen, geboren in Düsseldorf, studierte Gesang (Kurt Moll, Rudolf Piernay) Gesangpädagogik, Komposition (Ulrich Leyendecker, Adriana Hölszky), Germanistik und Geschichte in Köln, Mannheim, Düsseldorf und Salzburg.

Er war 1. Bundespreisträger „Jugend musiziert“ (Gesang solo), Preisträger des Gesangwettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg, erhielt den Kompositionspreis der „Berliner Capella“, einen Förderpreis im Salzburger Kompositionswettbewerb vocal arts, war Stipendiat diverser Stiftungen wie der „Fondation Bartels“ und im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. 2019 wurde er mit dem Förderpreis Musik der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet, 2024 wird er in der Bogliasco Foundation (Genua) residieren. Als versierter Liedinterpret sowohl im Bereich der Alten als auch der Neuen Musik konzertiert er im In- und Ausland, zahlreiche Komponist*innen haben Solostücke für ihn komponiert. Mit seinem Bass-Solo-Programm „De Profundis“ war er schon in Berlin, Köln, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg und in Wien zu erleben, gemeinsam mit Irene Kurka präsentiert er seit 2019 neue Stücke für Sopran und Bass a capella. Seine Werke erklangen bei diversen Festivals, im Rundfunk (SWR, Deutschlandradio Kultur, Espace 2) und wurden von renommierten Ensembles wie den Stuttgarter „Neuen Vocalsolisten“, AuditivVokal Dresden, dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik, dem Folkwang Kammerorchester und dem Vocalconsort Berlin aufgeführt. Er erhielt eine Reihe von Kompositionsaufträgen, etwa von der Komischen Oper Berlin, dem Heidelberger Theater, der Speyrer Dommusik sowie zuletzt von Chorwerk Ruhr und vom Konzerthaus Dortmund.

www.martinwistinghausen.de

 

Das Instrumentalensemble:

Thomas Döller, Flöte     www.thomasdoeller.de

Dayong Zhang, Englischhorn

Monika Klar, Fagott

Silke Frederichs, Violine

Martin Windhövel, Viola     www.geigenseiten.de

Jonas Wolf, Violoncello

Tilman Wolf, Klavier     www.tilman-wolf.de

Felix Hasebrink, Schlagzeug

 

Sponsoren und Unterstützung durch:

 

 

Uhrzeit

(Sonntag) 19:00 - 20:00

Location

RuhrKultur

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