November 2022

So06nov(nov 6)0:00So18dec(dec 18)0:00Benefizausstellung - Marita Jansen(November 6) 0:00 - (Dezember 18) 0:00 Forstmanns

Information

https://www.lokalkompass.de/hattingen/c-kultur/marita-jansen-1941-2014-ein-bewegtes-leben-im-ruhrgebiet_a1801465

 

Benefizausstellung im Forstmanns vom 6.11 bis 18.12.2022
Marita Jansen (1941 – 2014)
Bilder, Zeichnungen und Radierungen

Ihre Vorliebe in der Kunst gehörte der gegenständlich-expressiven Malerei voller Intensität und sozialem Engagement. Nach Fehldiagnose und monatelangem Liegen im Gipsbett in der Volmarsteiner Klinik konnte sie mit 17 Jahren nur noch Arme, Hände und eingeschränkt den Kopf bewegen, und die Kunst wurde zu ihrem Lebenselixier. Die Bochumerin wurde eine eigenständige, selbstbewusste, politisch und sozial engagierte Persönlichkeit.

Der Spendenerlös geht an die Grundschule Alt-Blankenstein, an die Ukrainehilfe des Sophie-Scholl-Gymnasiums Sterkrade, an den ambulanten Hospizdienst Witten Hattingen oder an eine soziale/ gemeinnützige Einrichtung eigener Wahl.

 

Stadtspiegel, November 2022

Geboren in Bochum, Kindheit im Bombenkrieg, Vater tot, die Familie in Not, Trümmerkinder unter Trümmerfrauen, die Tante als Ersatzmutter in Essen-Frohnhausen. Das sind Stichpunkte zu ihren ersten Lebensjahren.
Mit 17 hat man noch Träume, singt Peggy March 1965. Die jugendliche Marita hatte die sicherlich auch – doch dann der schlimme Schicksalsschlag: Zuerst die falsche ärztliche Diagnose „Knochen-Tbc, monatelanges Liegen im Gipsbett in der Klinik Volmarstein. Die traurige Wahrheit: Es ist eine Form des Morbus Bechterew: Nie wieder wird sie mehr bewegen können als die Zehen, eingeschränkt die Arme, die Hände und eingeschränkt den Kopf.
Marita gibt sich nicht auf, sie holt Schulabschlüsse nach, arbeitet im Büro, studiert und entdeckt dann die Kunst und ihr künstlerisches Talent.

„Ich fühl‘ in mir ein Leben“

Ein Weggefährte, Hugo Reister, fasst ihre erstaunliche Entwicklung so zusammen: „Die Neigung zur Kunst hat sich bei Marita während des Studiums der Kunstpädagogik und Sozialwissenschaften an der Gesamthochschule Essen entwickelt und ist eng mit der 1977 dort gegründeten „Arka“ (got. für „Arche“) verbunden“. Diese „Werkstatt für Bildung, Kunst und Kultur“ erhält 1991 den Kunstpreis der Stadt Essen und hat sich seit 1994 auf Zeche Zollverein etabliert – bis heute!
Beispielhaft und richtungsweisend für ihre Tätigkeit dort ist ihr frühes, „ABM“-finanziertes Projekt „Offene Kreativwerkstatt“ für Frauen im Essener Norden, die sich in freier Malerei, Buchbinden, Marmorieren und Maskenherstellung erproben konnten. Bis zu ihrem Tod leitete sie „ihren“ Malkurs für Frauen „Da Capo“.
Der langjährige WAZ-Kulturredakteur, Manfred Krause, schrieb zu ihrer ersten Einzelausstellung: „Mit wenigen, meist heftigen Strichen versteht sie es, Gedanken und Gefühle unverblümt zu äußern und unübersehbare Signale zu setzen. Die Ausstellung zeugt vom Mut, Gegensätzliches hart zu artikulieren“ (WAZ, 2.2.1991).
Kunst kommt von Können, aber es ist bekanntlich eine „Kunst“, von der Kunst zu leben. Und sie versuchte es auch erst gar nicht: Es liegt ihr nicht, gefällig zu malen, um möglichst viel zu verkaufen.

„Wenn es aus der Hand fließt,
kann das Ergebnis kein Zufall sein“

Marita Jansens Malerei, die Zeichnungen und figürlichen Objekte aus Pappmaschee oder einmal mit echten Kuhköpfen sind ganz überwiegend Ergebnis einer Auseinandersetzung mit der Gesellschaft: „Ihr ging es nie nur um Farbkompositionen. Viele Werke haben eine inhaltliche Thematik. Im Mittelpunkt steht einerseits der Mensch, andererseits die Natur – überwiegend in ihrer wechselvollen Beziehung“ (Hugo Reister).
Nicht alles, was sie malte, möchte man sich ins Wohnzimmer hängen. An dieser Stelle könnten sich Mitwirkende in sozialen Einrichtungen, Ärzte und Therapeuten angesprochen fühlen, Werke von Marita in ihrem Wirkungskreis einzusetzen. Es sind Bilder zu sehen, die sich als Projektionsfläche für eigene Gefühle und Empfindungen einsetzen lassen. Lange bevor es den #MeToo gab, setzte sich Marita z.B. immer wieder mit sexuellem Mißbrauch auseinander. Ihre Bilder schärfen unser Gewissen für den Umgang mit der Not von Flüchtlingen und politisch Verfolgten.

„Wir malen unser
Südstadt-Paradies“

Marita Jansen war ein gern gesehener Gast im Mehrgenerationenwohnhaus wiwozu in der Hattinger Südstadt, wo Bekannte und Freundinnen von ihr wohnen.
Aktiv beteiligte sie sich an der Malaktion des Wohnprojekts beim Südstadtfest 2013.
Sie war auch am 8.Juli 2014 in der rauschenden Ballnacht beim 7:1 Kantersieg im WM-Halbfinale gegen Brasilien dabei. Einen Tag später stürzte sie unglücklich in ihrer Küche in Bochum-Riemke, fiel ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte, und verstarb am 27. Juli 2014.

Die sehenswerte Ausstellung im Blankensteiner Forstmanns ist bis zum 18.12. zu sehen. Der Erlös der Benefizausstellung wird für soziale und gemeinnützige Zwecke gespendet.

 

Uhrzeit

November 6 (Sonntag) 0:00 - Dezember 18 (Sonntag) 0:00

Location

Forstmanns

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