Vernissage: 13. August 2023, 17:00 Uhr

20 bemalte Keilrahmen, je 1 m x 1m
Teilweise zusammengehörig zu einem Bild – fragmentisches Sehen.
Der Zusammenhang einiger Bilder kann mit Abstand und Interesse beim Betrachten sichtbar werden, aber: „auf die Entferning wird alles zur Dekoration“.

Seit mehr als dreißig Jahren setzt sich die Bochumer Künstlerin Inge Brune zeitbezogen und kritisch mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander. Ihr von medialer Vielfalt geprägtes Schaffen äußert sich in heterogenen Ausdrucksformen: Sie zeichnet, malt, fotografiert, gestaltet Collagen, Assemblagen, Objekte, entwickelt Performances sowie dezidiert auf den Ausstellungsort bezogene Installationen im öffentlichen Raum, in Profan- und Sakralbauten. Bis heute dominiert ihr Werk eine ästhetisch grundierte konzeptionelle Kunst.

Anfangs war sie vor allem auf das Arbeiten mit Papier konzentriert und reüssiert nicht wie normalerweise üblich auf ,,heimischem Boden“, sondern zuerst auf internationaler Ebene, wie ein Blick auf ihre Ausstellungsbilanz verdeutlicht. Der Teilnahme an der International Paper Art Exhibition 1992 in Budapest schließt sich 1995 das International Paper Art Symposium in Kyoto unter dem Titel touch please mit der Präsentation von ,,Schnitte“ an, gefolgt von Paper Art 6 1996/97 sowie Paper Art 7 1998/99 in Düren in Form von dekonstruktivistischen Raumgestaltungen, renommierten Foren der aus Papier geformten Installationen, Seite an Seite so namhafter Künstler wie Peter Eisenman, Zaha M. Hadid, Marie-Jo Lafontaine, Daniel Libeskind. Auf der EXPO 2000 in Hannover war sie ebenfalls mit Papierarbeiten vertreten wie zugleich auch auf zahlreichen nationalen Präsentationen, die ihre Ausstellungsvita verzeichnet. Erwähnt werden soll noch ein Papierstuhl von Inge Brune, den das Vitra Design Museum in Weil am Rhein in seinem Archiv aufbewahrt, den einzigen seiner Art überhaupt.

Installationen zählen seit mehr als zwanzig Jahren zu Inge Brunes Repertoire, etwa im Europäischen Kulturhauptstadtjahr 201 O ,,Essen und das Ruhrgebiet“ die Installation ,,Himmelsblau“ in der Bochumer Kunstkirche Christ-König, zusammen mit Benjamin Fleig, die Raumgestaltung Weis(s)heit 2011 in der Sakramentskapelle der Bochumer Propsteikirche St. Peter und Paul.

2013 realisiert sie im Gebäude Blue Square in der Bochumer Innenstadt auf fünf Ebenen Kunst im Treppenhaus. Im Rahmen der Kunst-am-Bau-Werke der Ruhr Universität Bochum fertigte sie als bisher einzige Künstlerin die auf einer Interaktion basierende Installation ,,Recht zwischen Ordnung und Chaos“ 2019 im Gebäude GD. Inge Brune kontrastiert in diesem Werk die Ambivalenzen von Recht in Form eines ästhetisch evidenten Ordnungsprinzips und der virulenten Alltagswirklichkeit in Gestalt irritierender Abbilder. Im Rahmen des Internationalen Frauentages am 8. März 2020 visualisiert die Künstlerin im Auftrag der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum im Deutschen Bergbau-Museum die Ausstellung „Gang-Art – wie wird aus einer Haltung künstlerische Form?“. Exemplarisch setzt sich die Präsentation in Form von Schuhen mit der Rolle der Frau und ihrem gesellschaftlichen Auftreten in unterschiedlichen Kulturkreisen auseinander.

Seit 1999 ist Inge Brune als Mitglied des bkb ( = bochumerkünstlerbundes) kontinuierlich an dessen Ausstellungen beteiligt. Darüber hinaus haben zwei Einzelpräsentationen ,,linientreu“ 2005 in einem Bochumer Bürohaus und ,,Ordnungsprinzip rechter Winkel“ 2012 in der galerie 13 in Bochum, Einblicke in ihr breitgefächertes Schaffen eröffnet.

Inge Brunes Werke sind anschauliche, sinnlich wahrnehmbare Gestaltungen, basierend auf einer stringenten Durchdringung von Konzeption und einer bis ins Detail ausgefeilten Ästhetik. Daher plädiere ich dafür, das langjährige Schaffen der Künstlerin Inge Brune mit einer Ehrung zu würdigen.

Dr. Elisabeth Kessler-Slotta

Kunsthistorikerin